Als Wanderer zwischen den Clubkulturen, Stilinnovator und allzu oft verkannter Produktionsgigant hat Ryan Lee West in den letzten zwei Jahrzehnten so gut wie nichts anbrennen lassen. Dem Londoner gelingen ein ums andere Mal große Würfe von nahezu olympischer Qualität, für die er quer durch Europa von Feuilletons und Freaks angezapfter Genregattungen gleichermaßen gefeiert wird. Selbst picky Crate Digger mit Hang zum Nörgeln kriegen feuchte Augen, wenn West als Rival Consoles den nächsten Hammer droppt. Was er wie anfasst, ist nie wirklich vorhersehbar – alles aber scheint sich nach Intuition und Maß in schimmerndes Audiogold zu wandeln. Ob es sich dabei nun um einen flirrenden Electro-Trip wie „Kid Velo“ (2011) oder die cineastischen Sampling-Kunstwerke von „Overflow“ (2021) handelt, ob mystischer Microhouse auf „Persona“ (2018) oder hypnotischer Ambient Techno im Dunst von „Now Is“ (2022): Nicht zu Unrecht wird dieser Mann als einer der führenden Köpfe im Gesamtspektrum elektronischer Musik gehandelt. Ein Producer's Producer, sagen manche. Wer es nicht glaubt, möge sich im September einen Abend frei nehmen und nach St. Pauli kommen.