In der bewegten Musikgeschichte Schwedens nahmen elektronische Sounds immer eine Sonderstellung ein. Von der „Data Machine Music“ der Kunsttruppe Fylkingen in den frühen 1950ern über die geschichtemachenden Pop-Nummern von ABBA bis zum hyperkommerzialisierten EDM der 2010er nahmen viele musikalische Entwicklungen hier ihren Anfang, bevor sie schneller in die Welt exportiert wurden als Billy-Regale. So originell wie das Synthpop-Duo Kite trat allerdings schon lange kein Projekt mehr den Weg aus dem europäischen Norden in die internationale Musiklandschaft an. Nüchtern durchnummeriert, erscheinen die bisherigen EPs von Kite wie ein kohärenter Zyklus von retrofuturistischen Soundscapes, die mal mehr Wavemusik, dann wieder mehr Electro oder hymnische Synth-Scores für noch zu drehende SciFi-Filme referenzieren. Dass dem Duo immer wieder eine stilistische Nähe zu Ikonen wie Kraftwerk oder Vangelis nachgesagt wurde, kommt nicht von ungefähr. Ihr diesjähriger Auftritt bei uns ist als audiovisueller Trip angelegt, bei dem neben der letztes Jahr veröffentlichten Single „Don't Take The Light Away“ auch gänzlich frisches Material gezeigt wird.