Kiasmos
Kaum jemand, der sich für elektronische Musik interessiert, konnte die Begeisterung für das Debüt von Kiasmos nicht nachvollziehen. Presse und Publikum priesen das Duo mit Lobeshymnen, das verantwortliche Label Erased Tapes erlebte einen beispiellosen Hype. Verwundern kann es auch im Rückblick nicht: noch heute sind die delikaten Synth-Texturen, die glänzend verchromten Beats und Streicher-Arrangements von „Kiasmos“ (2014) ein Hörgenuss von seltener Qualität. Nun kommt fast genau zehn Jahre später der Nachfolger „II“ und lässt keine Zweifel: die enorm hohen Erwartungen an dieses lakonisch betitelte Zweitwerk waren berechtigt. Erneut evozieren Janus Rasmussen und Ólafur Arnalds die traumartigen Landschaften Islands ebenso wie das Gefühl, eine profunde Erkenntnis über das Werden und Vergehen errungen zu haben. Melodischer Microhouse verschwimmt hier mit Ambient und Downtempo, taucht unter kühlen neoklassischen Strukturen hindurch, um am anderen Ende als hochmodernes Klangelixier Wärme zu spenden. Elektronische Musik für Romantiker*innen und Naturfreund*innen.