Fantastisch im fantasievollsten Sinne schlagen Tigermilch bereits seit 2020 mit Singles wie „Wellen“ oder „Das bin ich“ neue Seiten im Freundebuch deutschsprachiger Soulmusik auf - ohnehin eine dieser hierzulande notorisch unterbesetzten Nischen. Unbeeindruckt zeigt das Kölner Quartett, wie komplementär diese zu Unrecht als „hölzern“ verschriene Sprache mit Pop, Funk und Soul zusammenwirken kann, sofern man weiß wie. Weil sie sich der zurückgelehnten Vibes, der sympathischen Café-Philosophie in Songtextform und ihres ungezwungenen Charmes aber von Beginn an bewusst sind, nennen Tigermilch das vorzüglich produzierte Studiodebüt vor zwei Jahren auch geradeheraus „Gelaber“ (2022) und treffen damit einen lange ruhenden Nerv. Für Jahre nämlich war cleverer Wortwitz im hiesigen Musikgeschehen den Rapper*innen und Liedermacher*innen vorbehalten, während Bands eher irgendwas mit Indie und Medien machten. Jetzt aber wird es groovy im Alltagsnihilismus der Deutschen, bekommt die Steifheit eine Thai-Massage und danach noch eine halbe Stunde auf der Inversionsbank als Gegenmaßnahme verschrieben. Aufgelockert geht es dann zurück ins Kaffeehaus, um mit neuer Perspektive den Bogen vom Status Quo ins Morgen zu schlagen – vom Frust hin zur Leichtigkeit des Seins.