MilleniumKid
Wer die Gunst der Stunde nutzen kann, ist klar im Vorteil. Konkret bedeutet das in diesen Tagen: die Macht der medialen Multiplikatoren verstehen und einsetzen können. Yasin Sert hat als Singer-Songwriter genau das getan, Singles wie „Mondschein“ (2022) oder „Unendlichkeit“ (2023) clever auf TikTok und Spotify platziert und dadurch in kürzester Zeit Millionen von Followern um sich geschart. Der DIY-Musiker kreiert als MilleniumKid aus kratzbürstigen Vocals zwischen Deadpan-Delivery und emotionalen Ausbrüchen, körperlichen Beats und anfassenden Melodien seinen persönlichen Synthpop-Entwurf mit Qualitäten eines handfesten Seelenstriptease. Prominent vereint er diese Elemente in der Schlussmach-Hymne „Vielleicht Vielleicht“, die das Ende einer Beziehung mit allen Schmerzen einfängt aber dennoch in Melodie, Rhythmus und Effekten hoffnungsvolle Höhenflüge ermöglicht – schließlich kommt nach dem Absturz immer auch wieder der Aufstieg. Bittersüße Einsichten, die der Gießener Producer auch auf der EP „Arrhythmie“ (2022) und seiner neuen Single „Fall für dich“ (2024) in episches Songwriting zu übersetzen versteht.