Musik nicht nur als künstlerische Erfüllung, sondern auch als emotionaler Safer Space? Für Mika Noé war seit Beginn seiner musikalischen Reise klar, dass er diesen Raum sowohl den eigenen Erfahrungen und Gedanken geben will, als auch denen seines Publikums. Und so singt der stilsichere Traumtänzer in Songs wie „Distanz / Seh nicht klar“ oder „Planlos“ (2024) von Verantwortung und Vergessen, vom Fallenlassen und Gefangenwerden, aber auch den Zwischenräumen des Daseins im 21. Jahrhundert – irgendwo zwischen Indie-Pop und Songwriter-Poesie. Es ist ein zeitgemäßer Soundtrack der Early Twens, die in einer unwirklichen und uneindeutigen Zeit zu sich selbst finden müssen. Scheinbar gefangen in einem Labyrinth voller Spiegel, versucht sich Mika Noé an der Skizzierung eines Ausbruchsplans, ohne in den Ignoranzmodus zu schalten. Denn Zynismus ist einfach, in einer Welt voller Zyniker*innen. Es kommt darauf an einen kühlen Kopf zu bewahren, sich den Dingen nicht zu verschließen aber dennoch mit erhobenem Haupt nach vorne blicken zu können.