Enji
Heute ist es vermutlich so klar wie noch nie: die Welt wächst nicht nur zusammen, sie gehört zusammen. In Politik und Wirtschaft zeigt sich das ebenso, wie in Kunst und Kultur. Enji ist eines der aktuell eindrücklichsten Beispiele dafür, wie verschiedene Kulturen sich gegenseitig befruchten können, um etwas einzigartig Neues zu schaffen. Die Sängerin mongolischer Herkunft lebt in München und verbindet grazilen Vocal Jazz mit Kammerfolk und Urtiin duu, einer traditionellen Musik aus dem zentralasiatischen Staat mit den endlosen Steppen. Beeinflusst von Granden des amerikanischen Jazz wie Ella Fitzgerald und Carmen McRae ist Enjis Stimme gleichsam anmutig und warm, selbstbewusst und zurückhaltend. Ungewöhnliche Zeitsignaturen, improvisierte Bläserparts, verraucht nachdenkliche Salon-Stimmung – ihr jüngstes Album „Ulaan“ (2023) darf wohl zu den intimsten Jazz-Erfahrungen gezählt werden, die Enthusiasten des Genres in letzter Zeit erleben konnten. Ganz warme Empfehlung, auch für Neulinge.