
Ahzumjot
Willst du was erreichen, musst du dir den Arsch aufreißen – wusste Ahzumjot schon zu Beginn seiner Karriere und hält sich dran. Die Kopien seines ersten Albums „Monty“ (2011) entstehen nicht nur von der Aufnahme bis zum Abmischen in Eigenregie. Nein, der Lyricist aus Berlin kümmert sich auch um Artwork und Online-Präsenz, verpackt jede CD selbst und bringt sie ohne Auto zur Post. Das ist Hingabe. Mit der verordnet er sich fortan über die gesamten 2010er hinweg an vorderste Front einer neuen Reimgeneration, die Rap als fruchtbaren Boden für allerlei Experimente sieht – sowohl in puncto Pop-Kompatibilität als auch hinsichtlich der stilistischen Grenzauslotung des Genres. So entstehen mittlerweile borderline legendäre Alben vom Format „Nix mehr egal“ (2014) oder „Luft & Liebe“ (2017), die weder einfach nur Trap oder Cloud Rap sind noch einfach nur Fronten aufmachen oder über Existenzielles sinnieren. Einfach ist so oder so nix für Ahzumjot. Stattdessen zirkuliert sein Style über Genregrenzen hinweg, taucht in Dubstep-Bäder, tänzelt mit krossen 808s und sirrenden Synthies über irreguläres Sampling, ist modern aber kein Modeopfer. Jetzt kommt mit „Francis“ der nächste Streich eines trickreichen Tausendsassas, dessen eklektisches Rap-Repertoire noch längst nicht ausgeschöpft scheint. Abenteuerlustiger wird deutscher Hip-Hop dieses Jahr nicht mehr.