Musik & Medien: Do We Have A Problem?
Musikjournalismus im normalisierten Krisenmodus
Das Jahr fing schlecht an: Soll eine absolute musikjournalistische Ikone der Internet-Ära benannt werden, ist „Pitchfork" vermutlich der erste Name, der fällt. Aber selbst die globale Marktführerschaft in puncto Indie-Musikkritik hat den legendären Blog-der-zur-internationalen-Marke-wurde nicht davor bewahrt, vom amerikanischen Mutterkonzern Condé Nast Anfang 2024 auf die publizistische kleine Flamme gesetzt zu werden und redaktionell nur noch als Online-Rubrik des (Männer-)Magazins GQ zu fungieren, Zukunftsperpektive unklar.
In Deutschland trennte sich der Axel Springer Verlag bereits letztes Jahr durch Management-Buy-out von den drei eigenen Musik-Titeln "Rolling Stone", "Musikexpress" und "Metal Hammer“, die Dance-, Club- und Elektronik-Musik-Magazin-Institution „Groove" kämpft ums Überleben der ohnehin überschaubaren Online-Existenz und die öffentlich-rechtlichen Medien schwingen die Budget-Axt in ihren gesamten Kulturressorts.
Wo bleibt die Musikkritik, wenn alles nur noch Social Media, Content Creation und Algorithmus-Business ist? Von ChatGPT & Co. ganz zu schweigen. Gleichsam werden seit über 20 Jahren in regelmäßigen Abständen Abgesänge auf die Musikkritik angestimmt und trotzdem ergeben sich immer wieder neue Formen, Magazine, Organe, die das Publikumsbedürfnis nach Expertise, Einordnung und Diskurs befriedigen.
Wie tragisch (oder eben nicht) Musikjournalist*innen ihre Lage heute selber sehen, wird in diesem Panel erörtert, das natürlich nicht vom Ende einer Kulturtechnik berichtet, sondern wissen will, wie das nächste Kapitel aussehen kann.