Zoe Graham
Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem sich alle Kunstschaffenden überlegen müssen, ob sie ihr Leben dem widmen, was sie erfüllt – und auch was sie dafür bereit sind, aufzugeben. Zoe Graham arbeitete jahrelang an ihren Skills als Sängerin und Songwriterin, teilte sich die Bühne mit großen Namen von Kate Nash über Jenny Hval bis zu Rae Morris und wurde als Musikerin geschätzt. Dann kam die Pandemie, alles wurde kompliziert. 2022 legt Graham eine Pause ein, unterrichtet an einem College in Glasgow und schreibt nur für sich neue Musik. Mit „Evilin“ (2024) erscheint dieses Jahr das erste konkrete Lebenszeichen nach gut drei Jahren und zeigt eindrucksvoll, dass sich die Zeit der Muße gelohnt hat. Stärker denn je schimmert hier ein authentisches Pop-Appeal mit nostalgischen Vibes in Sepia durch, die von Gitarren und Synthesizern ebenso getragen werden wie von Bläserinnen und einem ungewöhnlichen Text. Es geht um Begehrlichkeiten und Selbstzweifel, um eine Frau, die idealisiert wird, eigentlich aber toxische Verhaltensweisen aufweist. Mit einem Stil zwischen Indie und Folk erzählt Zoe Graham von diesen Uneindeutigkeiten des Lebens, mit denen wir alle uns immer wieder konfrontiert sehen und die uns vor eine der wichtigsten Fragen stellt: Wer will ich sein?