Ski Aggu
Rap-Reformer und irischer Jiu-Jitsu-Meister, Partybestie und postpandemischer Hero eines hemmungslosen Hedonismus, Skifahrer ohne Piste und Nostalgiker ohne Gestern: wenn es einen letzten Beleg dafür geben sollte, dass wir in einer Simulation leben – Ski Aggu würde das Rennen machen. Oder beobachten wir postmoderne Realsatire in Aktion, sobald der Typ mit der klotzigen Declaton-Brille die Bühne entert? Offen bleibt hier vieles. Sicher ist aber: Der Berliner Tausendsassa startet während des Covid-Peaks mit Tracks vom Kaliber „Weißwein & Pappbecher“ oder „Super Wavy“ (2020) aus dem Stegreif eine Karriere, die bis heute ihresgleichen sucht. Pop-Rap und Hip House, Euro-Trance und Atzen-Techno schüttelt Aggu mit Schmackes zur Clubschorle, der landauf landab eine ganze Generation verfällt. Wer feiern gehen oder die letzte Beziehung vergessen will, findet in Alben wie „2022 war Film gewesen“ (2022) oder „Denk mal drüber nach...“ (2023) ein paar ungeahnte Antworten, die kaum ausbuchstabiert werden müssen. Aggus Sounddesign zündet mehr intuitiv als analytisch, kann aber gerade deshalb mit Nummern wie der Otto-Waalkes-Kollabo „Friesenjung“ oder der Single „mietfrei“ eine ganze Generation erreichen und von der Last des Trivialen befreien. Auch die jüngste Scheibe „Wilmersdorfer Kind“ (2024) knackt problemlos die deutschen Albumcharts und demonstriert eindrucksvoll, dass der Typ mit Vokuhila allen davonrauscht, die glauben den Style unserer Zeit erkannt zu haben. Ski Aggu kann es, weil er ihn definiert.