Musspell
Wie ein Regenschleier im Sonnenschein der letzten Sommertage, entfaltet sich der Sound von Musspell zwischen scheinbar paradoxen Stimmungen. Melancholisch und mystisch zugleich, beschwört das Trio aus dem rumänischen Cluj Napoca idiosynkratischen Traum-Pop mit uneindeutiger Atmosphäre. Wer Balsam fürs Abschalten sucht, wird hier ebenso fündig wie diejenigen, deren Geist in existenziellen Fragestellungen schwelgen möchte. Zentral für die Musik sind dabei die elfengleichen Stimmen von Dósa Diána Noémi und Bölöni Anna, die einander umschweben und sich gleichzeitig ergänzen wie Komplementärfarben. „Wir verfolgen einen natürlichen, ätherischen Klang zur Selbstexpression“, lässt das Duo uns wissen. Kein Zweifel, dass sie dieses Ziel schon mit der ersten EP „In Between“ (2022) erreicht haben und ein Songwriting an den Tag legen, welches in diesem frühen Stadium eines Projekts mehr als unüblich ist. Ungewöhnlich auch, wie sie es mit ihrem Debütalbum „Unity All In All“ (2023) fertigbringen, ihre Klangsprache zwischen Warpaint und Angel Olsen mannigfaltigen Inspirationsquellen auszusetzen, aber dennoch etwas vollkommen Eigenständiges kreieren. Kerzen werden entfacht, Incense entzündet, der Raum entrückt: die Séance ist eröffnet.