Heisskalt
Im Exzess geboren und auf dem Scheitel einer eigens losgebrochenen Welle reitend, haben Heisskalt die deutsche Bandlandschaft im vergangenen Jahrzehnt vermutlich nachhaltiger geprägt als die meisten ihrer benachbarten Kombos es je werden. Der Stuttgarter Vierer erspielt sich über die 2010er in nur wenigen Jahren mit Alben wie dem Debüt „Vom Stehen und Fallen“ (2014) und der furiosen Fortsetzung „Vom Wissen und Wollen“ (2016) einen Ruf als erstklassiges Post-Hardcore-Gespann, das dem Paradoxon von kompromissloser Gewalt und euphorisierenden Melodiegipfeln eine versöhnende Formel schenkt. Ruhige Parts mit emotionalem Sprechgesang und durchdachten Texten finden bei dem zwischenzeitig zum Trio runtergedampften Projekt einen Platz inmitten verzinkter Riffgewitter und tosender Drums. Es ist die Dysfunktionalität einer kaputten Welt, die Lust an ausufernder Unvernunft, welche aus jedem Instrument, jeder Zeile spricht und einen Weg in die Seelen verschwitzter Publikumsmassen sucht. Doch wie schon die Vordenker der Existenzialist*innen wussten, haben auch Heisskalt eines ganz tief verinnerlicht: erst wer aufhört zu suchen, beginnt zu finden. Und so folgt 2018 mit „Idylle“ Album Nummer drei, das für die Band kathartischen Wert besitzt aber dennoch kostenlos zum Download angeboten wird – der ultimative Mittelfinger an die Industrie. Sechs Jahre schreiende Funkstille folgten. Jetzt sind sie mit „Vom Tun und Lassen“ zurück und mehr als bereit, in Hamburg die Bühne abzufackeln.