Da ist sie also endlich: jene dringend benötigte frische Perspektive für den deutschen Indie-Sound, die doch eigentlich so naheliegend ist und immer war. Engin zaubern mit leichtfüßiger Coolness ein Kaleidoskop zeitloser Kulturmusik, fusionieren psychedelischen Pop mit anatolischem Rock und etablieren aus dem Stegreif einen Stil, den es so kein zweites Mal hierzulande gibt. Würde Barış Manço heute mit The War On Drugs kollaborieren, hätten Altın Gün ihren Start bei Audiolith hingelegt – das Endresultat klänge vermutlich ganz ähnlich wie die drei herrlich offenen Mannheimer. Und obwohl sie mit „Mesafeler“ (2024) Anfang des Jahres erst ihr zweites Album veröffentlicht haben, hat sich in den hiesigen Feuilletons landauf landab schnell herumgesprochen, was für ein Glücksfall diese Neuerfindung deutsch-türkischer Popmusik doch wirklich ist. So eklektisch die musikalischen Einflüsse, so vielseitig und ehrlich sind auch die Texte, in denen Sänger Engin Devekiran Entfremdung und Versöhnung, Schönheit und Schmutz, das ganze tragikomische Leben zwischen den Kulturräumen thematisiert. Eine Band, die trotz ihrer noch jungen Karriere ganz Großes vor sich hat.