Inspiriert von den Figuren, die sie in den Untiefen zeitgenössischer Literatur findet, aber auch von den Klassikern des Film Noir, ist das Songmaterial von Amelia Coburn an keine Stimmung und keine Deutung von Modernität gebunden. Getragen von einem ebenso klaren wie sanften Timbre, changieren die Lieder der Britin zwischen Licht und Schatten, den kühlen Winden eines Oktobertages und schimmernden Reflexionen auf der Oberfläche eines Waldsees. Und obwohl die Instrumentierung ihres fantastischen Debütalbums „Between The Moon And The Milkman“ (2024) auch neben dem üblichen Repertoire mit Ukulele, Mellotron, Hackbrett und diversen Perkussionen üppig ausfällt, klingen Arrangements und Harmonien dennoch auf sympathische Weise zurückhaltend bis wohldosiert dramatisch. Es ist zuvörderst aber durchdachter und sehr britischer Songwriter-Folk, den sie hier präsentiert und der sich wenig um vermeintlich moderne Stilmittel schert – das ist auch gar nicht nötig. Stattdessen versteht Amelia Coburn ihre Kunst als die Vertonung von Gedankenflüssen, die beim Publikum innere Landschaften erschließen und mit jedem Hören neue Wege, neue Lichtungen, neue Täler preisgeben. Zeitlos.